Donnerstag, 4. August 2016

Buchbesprechung: Cristina Caboni: Die Honigtöchter (Blanvalet)

Endlich schaffe ich es diese Buchbesprechung zu schreiben.

Cristina Caboni: Die Honigtöchter

Ich wollte eine leichte Sommerlektüre lesen und das Cover sprach mich sehr an.
Ausserdem liebe ich Honig.


Klappentext
Kurz nach Sonnenaufgang verlässt Angelica Senes eine Landstrasse in Südfrankreich und folgt einem von Lavendelbüschen und Rosmarin gesäumten Weg. Sie sucht den Bienenstock auf, den man ihr anvertraut hat. Sie ist reisende Imkerin und sie liebt ihre Freiheit. Auch wenn sie dabei das türkisblaue Meer ihrer Heimat Sardinien vermisst. Erst als ihre Patentante stirbt und ihr ein Cottage hinterlässt, kehrt Angelica zuück. Doch dort muss sie sich dem stellen was sie einst zurückließ: ihrer Familie, den Geheimnissen der Insel- und Nicola, den Mann, an den sie schon als Kind ihr Herz verlor.

Meinung
Die Autorin beschreibt ihre Heimat Sardinien sehr schön und ich hatte das Bedürfniss dort unbedingt mal hinfahren zu wollen.

Man lernt sehr viel über Honig und Bienen, die Autorin züchtet selber Bienen und Rosen.
Jedem Kapitel ist die Beschreibung eines Honigs vorangestellt, teilweise mit Hinweisen was er bewirken kann, was mir als "Kräutertante" besonders gefiel und ich werde versuchen mir den einen oder anderen Honig zuzulegen.

Rosmarinhonig (Rosmarinus officinalis)
Mild-aromatisch und zart. Der Honig des Neubeginns und der Klarheit, er  verleiht Mut zur Veränderung und sein Geschmack erinnert an den Duft der Blüten,aus denen er gewonnen wird.
Dieser Honig ist fast weiß und von cremiger Konsistenz.

Mir gefiel außerdem besonders, dass viel über alte (matriarchale) Bräuche und deren Wiederbelebung berichtet wurde, auch wenn ich nicht weiß ob diese auf der Insel tatsächlich wiederbelebt wurden.

Die Geschichte von Angelica und ihrer verworrenen Familiengeschichte, ihre Liebesgeschichte ist nachvollziehbar, eine Geschichte vom "nicht-miteinander-reden" und den daraus resultierenden Missverständnissen. Die Geschichte einer jungen Frau die ankommen will, einen festen Anker haben will, auch wenn ihr das Anfangs nicht bewusst ist und sie das auch weit von sich weißt aus Angst.

Fazit
eine schöne Lektüre die unterhält, aber auch Wissen vermittelt und Lust auf eine Reise nach Sardinien macht.

Ich werde auf jedenfall auch das erste Buch der Autorin noch lesen.

Samstag, 18. Juni 2016

Eveline Hasler: Anna Göldin/ Letzte Hexe (dtv)

Das Leben der Dienstmagd Anna Göldin und ihre soziale Stellung waren chrakteristisch für jene Zeit. Sie stammte aus ärmlicher Herkunft, ihr Vater starb früh. Eine Schule hatte sie nur sporadisch besucht, konnte zwar notdürftig lesen, aber nicht schreiben. Im Alter von 14 Jahren kam sie als Magd auf einen armseligen Bauernhof. In den folgenden Jahren blieb sie unverheiratet, in ständiger Abhängigkeit vom jeweiligen Dienstherrn. 1780 trat die mittlerweile über Vierzigjährige ihre letzte Stelle bei einer angesehenen Arztfamilie an.
Die Frau des Arztes war Anna Göldin nicht wohlgesonnen, zu verschieden waren die beiden Frauen. Anna war unabhängig, gesund, kräftig und eine stattliche Erscheinung, derer sie sich wohl bewusst war.
Frau „Tschudi“, so der Name der sozial weit höher stehenden Familie, kränkelte ständig. Als Sechzehnjährige war sie zum ersten Mal schwanger geworden. Von da an wechselten sich unablässig Schwangerschaften und Geburten ab – zehn Kinder hatte die Arztgattin geboren, von denen fünf überlebten.

Anna ist bereits über ein Jahr bei den Tschudis, als ein banaler Streit der Kinder zum Auslöser für die weiteren tragischen Vorfälle wird, deretwegen die Göldin der Hexerei beschuldigt wird: Eines der Kinder, Anna Migeli, findet eine Stecknadel in ihrer Frühstücksmilch. Was zuerst nicht ernst genommen wird, wiederholt sich immer wieder. Im Oktober 1781 wird Anna Göldin des Hauses verwiesen, wogegen sie sich wehrt. Doch all ihre Versuche, Gerechtigtkeit von den obersten Stellen zu erfahren, scheitern.

Das Wort einer einfachen Magd steht gegen das einer angesehenen Familie. Anna Migeli hat weiterhin Anfälle, Zuckungen, und sie „spuckt Nadeln“. In Windeseile verbreitet sich das Gerücht, dass die Magd für diese eigenartigen Vorfälle verantwortlich sei, zumal bekannt wird, dass Anna Göldin bereits früher wegen Kindsmord angeklagt worden ist: Ihr Neugeborenes war unter der Bettdecke erstickt. Im Prozess gegen einen bornierten, frauenverachtenden Justizapparat hatte die alleinstehende Frau keine Chance. Zumal sich die Angelegenheit zu einer machtpolitischen Auseinandersetzung der ansässigen Provinzgroßbürger auswuchs. Anna Göldin wird im Juni 1782 durch das Schwert hingerichtet.

Der Roman „Anna Göldin – Letzte Hexe“ der Historikerin Eveline Hasler zählt nach über zwanzig Jahren noch immer zu den berührendsten und spannendsten Büchern zum Thema Hexenverfolgung. Er schildert nicht nur die Chronik des letzten Hexenprozesses in der Schweiz, sondern gibt darüber hinaus ein aufschlussreiches Bild der damaligen Zeit, der Gesellschaft und der Stellung der Frau. Der Hexenprozess gegen die Dienstmagd Anna Göldin, einer schönen und eigenwilligen Frau, fand eine große Öffentlichkeit und steht wohl stellvertretend für viele ähnliche Schicksale über die Schweizer Grenzen hinaus.
Eveline Hasler gelingt es anhand von Zitaten aus Gerichtsakten und zeitgenössischen Dokumenten sowie mit der altertümlichen Sprache, in der sie den Roman verfasst hat, die Atmosphäre der damalige Zeit vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen. Sie zeigt auf, dass unter dem Deckmantel des Rechts jegliches Recht missachtet wird. In Zusammenhang mit dem Prozess wurde zum ersten Mal auch der Begiff „Justizmord“ verwendet.
Das Buch vermittelt viel mehr als nur die bewegende Geschichte einer „modernen“ Frau des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das Grundthema kann auf andere Epochen bis in die Jetztzeit übertragen werden: Innere Unabhängigkeit von geläufigen Meinungen, Anderssein und Außenseitertum stoßen heute noch auf mangelnde Akzeptanz und werden auf verschiedene Weise bestraft. Frauenverachtung und bürgerliche Selbstherrlichkeit sind auch heute noch anzutreffen.

Mich hat der Roman teilweise tief betroffen gemacht und verstört! Aber ich fand ihn sehr lesenswert.

Buchbesprechung: Rachel Joyce: Das Jahr das zwei Sekunden brauchte (S.Fischer)

Bedingt durch ein Schaltjahr und andere Momente, war es 1972 nötig, dem Jahr zwei Sekunden hinzuzufügen. Sekunden, die in der kleinen Siedlung in England, in der nach klaren Abläufen und Regeln lebenden Familie von Vater Seymour (unter der Woche in London arbeitend), Mutter Diana, dem 11 jährigen Sohn Byron und dessen kleiner Schwester aber doch die Welt verändert haben.
Alles hat seinen Platz, seinen Ort und seine Zeit. Alles ist geplant.
Der größte Triumph des Vaters ist es, seiner Frau einen „Jaguar“ geschenkt zu haben. Vor allem, damit ihn die „anderen alle“ sehen und bewundern. Um diesen drehen sich auch die meisten Gespräche bei den täglichen „Kontrollanrufen“ Seymours. Verhältnisse, in denen allseits nichts Unkontrolliertes erwünscht ist, selbst das Spielen der Kinder sorgt für Unmut und heftige moralische Reaktionen.
Byron kann diese zwei Sekunden nicht so recht fassen. Seine Fantasie läuft ein um das andere Mal davon und just in dem Augenblick, in dem er meint, zu sehen, wie der Sekundenzeiger seiner Uhr sich rückwärts bewegt, passiert etwas. Glaubt Byron zumindest. Und glaubt seine Mutter dann irgendwann auch. Mit dramatischen, mit schrecklichen Folgen.
 
Eine Geschichte zunächst, in der Joyce sehr intensiv und dicht die unglaubliche Enge des Lebens in dieser gesellschaftlichen Schicht im England von 1972 darstellt. In welcher der Leser fast physisch Widerwillen gegen den oberflächlichen, egomanischen Vater aufbaut, die Entwicklung der Mutter mit Sorge verfolgt und ahnt dass bei ihr etwas in der Vergangenheit war, was niemand wissen darf! Man ahnt bereits, dass da Schlimmes passieren wird. Auch die enge Freundschaft zwischen James und Byron (aus dessen Perspektive heraus Joyce diesen Teil der Handlung erzählt), kann die zunehmende Verzweiflung Byrons nicht auffangen.
 Denn, ist er nicht schuld? Weil er kein Geheimnis für sich behalten konnte? Weil er drängte und drängte gegen alle Versuche anderer, dieses Thema einfach auch zu lassen? Bringt er dadurch nicht erst die ganze Katastrophe ins Rollen??
Was wird mit der Familie in dem Haus in "der Siedlung" nachdem die zwei Sekunden Zugabe vermeintlich so dramatische Folgen hatte?

Parallel dazu beginnt ein anderer Erzählstrang- 40 Jahre später, in der Gegenwart.
Die Geschichte von Jim. Er hat Lücken im Gedächtnis, eine psychiatrische Heimvergangenheit. Er kann ohne seine täglichen ausufernden Rituale noch nicht einmal die Tische im Cafe sauber zu wischen (was seine Arbeit ist). Was aber haben dieser Jim und diese Ereignisse der damaligen Zeit überhaupt miteinander zu schaffen? Was hat es mit den „21 Durchgängen“ von Ritualen auf sich, mit der Leidenschaft des Pflanzens bei Jim?

Joyce entwickelt ihre beiden Geschichten in aller Ruhe und geht den Dingen, vor allem aber den Menschen, auf den Grund. Sie schafft das mit einzelnen Szenen, die berühren und mit Menschen, die keine besonderen Leistungen hervorbringen und trotzdem sich das Wichtigste bewahren, was Liebe und Freundschaft ist. Auf ihre ganz eigene Weise.
Ich war vor allem von Byrons Weg, seinem kindlichen Charakter und seiner Gedankenwelt absolut gefesselt. Sehr berührend fand ich die Tatsache, dass der 11-jährige Junge alles tut, um seine fragile und unglückliche Mutter vor Unheil zu bewahren und sich dabei mit kindlicher Naivität in verschiedene Ängste verläuft. Es ist sehr beeindruckend, wie lebensnah sich die Autorin in Byron hineinversetzen konnte aber noch interessanter, fand ich Dianas Persönlichkeit, die unglaublich authentisch beschrieben wurde. Äußerlich perfekt, merkt der Leser schnell, dass hinter der schönen Fassade, eine leidende Seele schlummert. Diana täuscht die perfekte Idylle vor obwohl sie scheinbar sehr einsam ist.

 Mich haben so manche Szenen sehr bedrückt, die Spießigkeit dieser Zeit und der Gesellschaft und man ahnt die Dramen die sich am Horizont zusammenbrauen, auch wenn man das gerne verhindern würde. Man ahnt dass die Mutter nur verlieren kann in ihrem Bemühen dem allen zu genügen. Und auch dass Bryan daran zerbrechen wird.

Joyce schreibt sprachlich wunderbar und mit einer ganz eigenen Geschwindigkeit des Erzählens, die den an Tempo gewohnten Leser in guter Weise zur Ruhe kommen lassen bei der Lektüre.

Ein hervorragender Roman, den ich nur empfehlen kann.


Sonntag, 7. Februar 2016

Buchbesprechung: Jean-Michel Guenassia- Eine Lieb in Prag

Josef Kaplan wird 1910 in Prag als Kind eines jüdischen Arztes geboren. Er wächst heran zu einem jungen Mann mit einer Leidenschaft für Marxismus und Medizin, Tango und Frauen. Der junge Mann wirkt in seiner Darstellung fast beziehungsunfähig und er kann sich offenbar keine Gesichter merken, sprich er vergisst Bekanntschaften sofort wieder.
Aufgrund seiner politischen Aktivitäten und der politischen Stimmung schickt ihn sein Vater nach Paris um dort weiter zu studieren und ihm seinen Wunsch zum Forschen zu erfüllen.

Die Entwicklungen der 1930er Jahre und ein attraktives Arbeitsangebot veranlassen ihn, Frankreich in Richtung Algerien zu verlassen.
Das Leben in Algier der damaligen Zeit wird gut beschrieben.Dann muss er viele Jahre in einer malariaverseuchten Gegend forschen und überleben, in die ihn sein Chef geschickt hat um ihn vor einem Internierungslager zu bewahren.
Nach dem Krieg zieht er mit seiner spät entdeckten großen Liebe, der französischen Schauspielerin Christine, in die CSSR, wird kommunistischer Abgeordneter und droht ein Opfer des antijüdischen Slansky-Prozesses zu werden, des größten Schauprozesses der Tschechoslowakei, in dem unter dem Vorwand einer zionistischen Verschwörung gegen unliebsame Parteigenossen vorgegangen wurde.Es ist sehr bedrückend quasi mit zu erleben, wie die enthusiastischen Ideale von den entsprechenden Machthabern ad absurdum geführt werden und dass nach Allem was im Nazi-Reich passiert ist, die Menschen erst wieder viel zu spät merken, dass alles wieder geschieht,nur unter einem anderen politischen Deckmantel.
Josef und Christine bekommen zwei Kinder, Helena und Martin. Die Mutter reist 1956 mit dem Sohn nach Frankreich und kehrt nicht wieder zurück. Josef erlebt den Prager Frühling und entzieht sich der Geheimpolizei, er arbeitet als angesehener Arzt in einer Lungenklinik in Kamenice. Dort wird im März 1966 Ramón Benitez Fernandez zur Behandlung eingeliefert, ein Gast der Regierung, erkrankt an Malaria und Ruhr, in Begleitung eines Offiziers der Inneren Sicherheit. So lernt Josef Che Guevara kennen, der sich in Helena verliebt und umgekehrt. Aber die Ausreise von Helena gelingt nicht, dank eines perviden Plans des Geheimdienstes.
Erst nach dem Fall der Mauer erfährt Helena wer da seine Finger mit im Spiel hatte.

Eine wichtige Konstante ist Kaplans Plattensammlung mit Tangomusik von Carlos Gardel, die alle gesellschaftlichen und politischen Irrungen und Wirrungen unbeschadet übersteht. Während Josef Kaplan der zentrale Charakter ist, sind die beiden Hauptteile des Romans überschrieben mit den Namen seiner Frau Christine und seiner Tochter Helena.

 In Guenassias Roman, in dem die Liebe bereits im deutschen Titel anklingt, spielt die vielfältig konzipierte Liebe eine Hauptrolle. Man liebt sein Vaterland, dessen Institutionen und ihre menschlich-unmenschlichen Vertreter diese Liebe zum Problem werden lassen, sie ohne Begründung und aus niederen Motiven in Frage stellen. Man liebt die Revolution, die Macht, die Partei. Manchmal liebt man auch einen anderen Menschen. Josef liebt die Frauen als ihn anregende Erscheinungen, er liebt seine Frau, seine Kinder. Und immer ist es eine andere Form von Liebe.

Ein toll geschriebenes Buch, die verschiedenen Charaktere und die gesellschaftlichen Gegebenheiten an den unterschiedlichen Orten sind sehr facettenreich und liebevoll beschrieben. Es gibt immer wieder neue Wendungen was den Spannungsbogen hält.

Ich kann es nur empfehlen!

Buchbesprechung: Charlotte Roth- Als der Himmel uns gehörte (Knaur)

Ein Roman mit zwei Erzählsträngen, eine Familiengeschichte.
Berlin, wenige Jahre vor Hitlers Machtergreifung. Für die junge Alberta gibt es einen großen Traum- inspiriert von ihrem sportbegeisterten Vater (Sportreporter) hofft sie nicht nur, die olympischen Spiele zu sehen, sondern auch, als Bogenschützin an ihnen teilnehmen zu dürfen. Für Männer ist in Albertas Kopf kein Platz. Doch als sie die Chance erhält, die olympischen Spiele in Los Angeles zu sehen, macht sie die Bekanntschaft zweier Männer, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen werden. Und über allem schweben, zu erst nur als dunkle Wolken, die Vorboten des Naziregimes.
Im England der Gegenwart träumt die junge Jennifer davon, als Läuferin bei den olympischen Spielen teilzunehmen. Doch unter Panikattacken leidend, ist ihr Traum gefährdet. Kann ihr Ihre Urgroßmutter helfen? ...

Es ist eine Geschichte um Liebe und Begeisterung für Sport, eine Liebeserklärung an die olympische Idee und die Gründung der Paralympics. Es ist aber auch gleichzeitig eine Geschichte darüber, wie dieser Gedanke und die Menschen, die ihn anstreben, ausgebeutet werden - und das ist heute leider noch so aktuell wie damals. Es ist eine Geschichte darüber, in welchen entsetzlichen Situationen ein menschenverachtendes Regime die Menschen zwingen kann und wie sie damit umgehen.

  Alle Protagonisten haben ihre Fehler, treffen falsche und richtige Entscheidungen - sie sind dem Leser menschlich sehr nahe. Das hat einen ganz besonderen Effekt: so unterschiedlich sich die Menschen verhalten, so verkehrt uns ihre Entscheidungen im Nachhinein erscheinen mögen: sie sind alle nachvollziehbar.  

Spannend die Einarbeitung des historischen Hintergrunds. Ich habe mich schon häufig und intensiv mit dieser dunklen Epoche befasst. Selten habe ich diese Zeit so nachfühlen können wie hier, selten haben mir diese Szenen solche Gänsehaut verursacht, selten haben sie solche Beklemmung ausgelöst. Die Zeit wird realistisch, greifbar - es stellen sich dem Leser quasi mit den Protagonisten die Nackenhaare auf. Und auch der Blick auf die unpolitischen Menschen, die erst nach und nach erkennen, welches Unglück sie erfasst hat, hinterlässt tiefen Eindruck beim Leser.

Immer wieder fragte ich mich seit meiner Jugend, wie all das passieren konnte. Eine richtige Antwort darauf wird es nicht geben, und wenn es sie gibt, wird man sie nie erfahren. "Als der Himmel uns gehörte" gibt jedenfalls mögliche Antworten, wie aus unpolitischen Menschen jene Menschen wurden, die das System geduldet, unterstützt oder sich von ihm haben manipulieren lassen. Dieses Erkennen tut weh und wühlt einen auf - aber das soll es auch. Denn nur, wenn es weh tut, vergessen wir nicht.






Erschreckend wie bestimmt Sittuationen einen die Luft anhalten lassen, wenn man so sieht was sich gerade politisch in diesem Land abspielt!

Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen und ich werde auf jeden Fall auch noch "als wir unsterblich waren" lesen.