Mittwoch, 10. Januar 2018

Buchbesprechung: Marianne Fredriksson- Geliebte Tochter

So heute wird die nächste Besprechung nachgeliefert. 😊


Marianne Fredriksson: Geliebte Tochter   (Fischer) Taschenbuch

Klappentext: Sie ist jung, attraktiv und genießt es, verliebt zu sein.
Auch ohne feste Beziehung will die Architektin Katerina das Kind ihres Liebhabers Jack bekommen. Ihre Mutter Elisabeth reagiert, anders als Katarina erwartet, mit Verständnis und Freude. Doch Jack rastet aus. Außer sich vor Wut schlägt er seine Geliebte bewusstlos. Jetzt erkennt Elisabeth, dass sie die Wahrheit nicht mehr verschweigen kann. Sie muss erzählen, wovor sie die geliebte Tochter immer bewahren wollte.

Inhalt
Katerina will das Kind ihres Liebhabers Jack bekommen. Als er davon erfährt schlägt er sie krankenhausreif. Als sie im Krankenhaus wieder aufwacht, fallen ihr Erinnerungen aus ihrer Kindheit ein, die sehr bedrückend sind. Denn auch ihre Mutter wurde geschlagen und zwar über Jahre. Katerina fragt sich, wieso igre Mutter Elisabeth, die stark, intelligent und unabhängig ist, dies mit sich hat machen lassen und sich nicht gewehrt hat. Wird auch das ertragen von Gewalt vererbt und nicht nur die Gewaltneigung?
Um dies zu begreifen muss Katerina mit ihrer Mutter sprechen, denn nur so kann sie ihr Leben meistern. Sie redet mit ihrer Mutter und mit immer mehr aufkommenden Erinnerungen werden ihr auch Zusammenhänge klar und sie erkennt, weshalb Elisabeth ihren Mann nicht verlassen hat.

Meine Meinung:
Mit " Geliebte Tochter" greift Marianne Fredriksson ein schrieriges Thema auf: Gewalt gegen Frauen.
Manchmal erzählt sie die Lebensgeschichte von Elisabeth sehr nüchtern, was ich ein gutes Stilmittel fand. Es gelingt ihr sehr gut die sanfte Annäherung zwischen Katerina und Elisabeth zu beschreiben.
Ein lesenswertes Buch, dass ein Thema unserer Zeit unter Einbeziehung persönlicher Schicksale beleuchtet und dabei auch den Einfluss der Erziehung in der Kindheit nicht vernachlässigt. Dabei wird auf jede Art von Moralisierung verzichtet.

Wieder ein wunderbares Buch von Marianne Fredriksson, wie alle ihre Bücher in einem schöner Schreibstil geschrieben.


Buchbesprechung: Edmund De Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen.

So nachdem ich um letzten halbe Jahr so einiges gelesen habe, aber nicgts davon hier reingestellt habe wird das nun nachgeholt. 😊

Dieses Buch hat mich definitiv am meisten beeindruckt und berührt.

Edmund  De Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen ( dtv) Paperback

Dieses Buch erzählt die Geschichte der Bankiersfamilie Ephrussi über die letzten 150 Jahre hinweg. De Waal schildert uns die Geschicke seiner jüdischen Vorfahren, die Mitte des 19.Jahrhunderts als kleine Handelsunternehmer in Odessa begannen eines der reichsten Finanzimperien in Europa aufzubauen und die schließlich in der Nazizeit verfolgt und enteignet wurden und alles verloren, bis auf eine einzigartige Sammlung von 264 Netsuke die durch eine loyale Hausangestellte gerettet wurde.

Netsuke sind etwa fingergroße Tier- und Menschenfiguren, kunstvoll und mit liebevollen Details aus Kastanien-, Buchsbaum-, Wurzelholz und Elfenbein geschnitzt. Seit dem 17. Jahrhundert dieneten sie als Knöpfe, Schnallen, und ähnliche Dekorationen, oder sie waren einfach dazu da sie in der Hand zu halten oder in der Jackentasche mit sich zu führen.

Die Wege der Familie führen von Odessa nach Paris, der dort ansässige Spross der Familie leitet das Bankhaus in Paris, fühlt sich aber mehr zu den schönen Künsten hingezogen und kehrt der Bank den Rücken.
Er beginnt Netsuke zu sammeln, gibt eine Kunstzeitschrift heraus, schreibt Artikel über Dürer und ist ein großer Kunstmäzen. Er sammelt Impressionisten und war mit Marcel Proust befreundet.
Später zog ein Teil der Familie nach Wien und dorthin wurde diese Netsuke- Sammlung verschenkt.
Sie lebten bis zum Anschluß Österreichs an Deutschland priviligiert in Wien. Nach Hitlers Aufstieg wurde die Familie enteignet und in alle Welt zerstreut.

Der Autor ist ein Nachkomme einer der Töchter, die nach England emigrieren konnte. Es ist tief berührend wie anschaulich und einfühlsam er versucht die Familiengeschichte zu rekonstruieren.

Ich habe wirklich viel geschichtliches und auch kunstgeschichtliches erfahren, was ich so nicht kannte. Die Beziehungen zu Künstlern, der Politik etc. in Paris und Wien sind so anschaulich beschrieben, dass man sich gut in das Leben damals einfühlen kann.
Ich werde mir auf jedenfall mal in einem Museum diese kleinen Kunstwerke ansehen und auch manches Bild der Impressionisten anders betrachten ( z.B. das Gemälde von Renoire "Das Frühstück der Ruderer".

Wenn ich das nächste Mal in Wien bin möchte ich mir das Haus der Ephrussis mal von aussen ansehen.
Eine so packende Familiengeschichte habe ich selten gelesen!!

Ich kann das Buch aus vollem Herzen empfehlen.❣