Mittwoch, 26. Dezember 2012

Gedanken über die Vergangenheit

Als ich eben den Film auf ARTE "Ellas Geheimnis" gesehen habe, ist natürlich wieder meine Sehnsucht nach Namibia hochgekommen.
Aber auch noch etwas anderes ist mir wieder klar geworden. Dadurch, dass wir letztendlich nicht dauerhaft dort blieben, ist mir vielleicht sehr viel Leid erspart geblieben (im günstigsten Fall!).

Ich habe schon damals als wir dort lebten das Apartheid -System als etwas zutiefst falsches, menschenverachtendes und reaktionäres empfunden!
Ich konnte nicht einsehen, warum es den eigentlichen Bewohnern des Landes untersagt war z.B. auf der gleichen Parkbank wie ich zu sitzen, oder in den gleichen Läden einzukaufen, die gleichen Krankenhäuser zu benutzen. Ich erinnere mich, wie entsetzt ich war, dass die weisse Bevölkerung es völlig in Ordnung fand, dass ein Welchblechdorf mit Bulldozern dem Erdboden gleich gemacht wurde und dabei wissentlich in Kauf genommen wurde,dass dabei Menschem ums Leben kamen die nicht schnell genug flüchten konnten. Das neue Dorf war völlig lieblos mit festen Häusern an einen Rand von Windhuk gebaut worden wo nichts war- kein grün, keine Läden -garnichts!!!!
Ich konnte auch nicht nachvollziehen, warum unsere Hausangestellten nicht auf unserem Grundstück wohnen durften- mein Vater wurde deswegen angezeigt von Nachbarn! Oder dass jeder im Umfeld darauf achtete, dass man nur ja nicht zu vertraut mit den Menschen die im Haus halfen umging!

Ich war damals 14-16 Jahre alt!
Ich bin sicher, ich hätte versucht mich, als ich selber anfing politisch zu denken, gegen dieses System zu stellen! Für mich war es schon immer völlig gleich welche Hautfarbe oder Religion jemand hatte, ob er viel oder wenig verdiente etc.! Vielleicht wäre es mir genauso ergangen wie "Ella" in dem Film und ich hätte mich in einen Afrikaner verliebt und dann!!! Das System kannte da keine Gnade (und meine Mutter sicher auch nicht!)!
Heute habe ich eine Tochter von einem Afrikaner-wenn auch aus einem anderen Land- und in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Es ist das Beste was mir jemals in meinem Leben wiederfahren ist- ich bin unendlich stolz und immer wieder zutiefst berührt wenn ich sie sehe.
Wenn mir das in Namibia oder Südafrika geschehen wäre, wäre sicher der Vater ähnlich misshandelt worden und ich wäre evtl. auch nicht mehr am Leben!

Ich danke meinem Schicksal, dass es mir das erspart hat- und ich danke ihm, dass es mir ermöglicht hat von Deutschland aus immer wieder das Apartheid-System anzuprangern und für Nelson Mandelas u.v.a. Freilassung zu kämpfen!

Heute könnte ich mit meiner Tochter in dieses Land reisen, den einzigen Ort, nachdem ich immer Heimweh hatte! Und ich hoffe, dass ich das einens Tages tun werde! Es ist ein so unglaublich schönes Land und es leben tolle Menschen dort!Für mich waren diese Jahre trotz allem die schönsten und freiesten Jahre meiner Jugend.