Donnerstag, 23. Februar 2017

Buchbesprechung: Monika Felten, Die Nebelsängerin (Piper)

Buchbesprechung: Monika Felten: Die Nebelsängerin
                                   Das Erbe der Runen 1   (Piper)

Der 1. Band einer Fantasy Trilogie

Bis kurz vor ihrem 16. Geburtstag ist Ajana ein ganz normaler Teenager.
Aber plötzlich geschehen lebensbedrohliche Dinge und dann kommt ein Brief der ihr verkündet dass es da eine irische Urgroßmutter gab, von der sie erbt.
An ihrem 16. Geburtstag erbt sie ein merkwürdiges aber wunderschönes Amulett und damit beginnt das Abenteuer.
Wieso versteht sie plötzlich eine ihr völlig fremde Sprache und wie kommt sie in das fremde Land, in dem sie als erstes fast umkommt?!
Wieso gerät ausgerechnet sie in die Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen von Nymath und den Uzoma und wem kann sie trauen.

Eine Gut zu verstehende Fantasiegeschichte, ich habe sie regelrecht inhaliert.

Die Protagonisten werden einem recht vertraut und der Leser ist sofort mitten drinn  im Geschehen. Gefühle wie Angst, Mut, Freundschaft werden sehr schön formuliert und die Figuren wachsen einem ans Herz.
Bei einigen Szenen hätte ich mir gewünscht das nicht alles so gradlinig gewesen wäre. 
Das Ende ist sehr offen, aber ich hatte dann auch einiges zu Denken und zu hinterfragen, so das Band 2 ein MUSS für mich sein wird. Möchte ja wissen wie es weiter geht und wer der Typ mit dem Schlapphut ist.
Vorne ist eine Karte drin und hinten im Anhang ein Glossar und es werden die unterschiedlichen Stämme erklärt.Ganz zum Schluss kommen die Erklärungen der Runen, was ich besonders toll fand, da ich gerade mit Runen beginne zu beschäftigen.

Ich werde sicher auch noch andere Bücher dieser Autorin lesen.

Der 2.Band ist heute gekommen und ich werde mich dann demnächst wieder einschließen - lach

Buchbesprechung: Isabel Allende, Der japanische Liebhaber (Suhrkamp)

Wieder eine neue Buchbesprechung.
Isabel Allende: Der japanische Liebhaber

Die junge Irina findet eine Anstellung in einem Altenheim und lernt dort die verschiedensten Charaktere kennen. Nachdem sie Schlimmes durchgemacht hat und ihre Vergangenheit so weit wie möglich hinter sich lassen möchte, ist die Arbeit mit den alten Menschen Balsam für ihre Seele. An ihrem neuen Arbeitsplatz lernt sie auch die hochbetagte Dame Alma und deren Enkel Seth kennen, der sich in sie verliebt und zunächst vergebens um sie wirbt. Doch beide haben ein gemeinsames Vorhaben: sie wollen herausfinden, wohin Alma so oft verschwindet, von wem sie Briefe erhält und jede Woche Blumen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Spuren von Almas Vergangenheit und lösen das Rätsel um den „japanischen Liebhaber.“
Dieser Roman von Allende ist wieder eine Familiengeschichte, aber eben nicht nur.
Sie schlägt einerseits einen weiten Bogen von Warschau vor Beginn des 2. Weltkrieges über die Internierungslager der Amerikaner für in den USA lebende Japaner. Aber auch von Moldawien bis in die USA, mit pädophilen Organisationen.

Die Liebe spielt eine tragende Rolle, nicht nur im romantischen Sinne, sondern auch auf vielfältige andere Weise, denke man an die geschwisterliche Liebe, die Alma mit Nathaniel verbindet oder die, welche Kirsten, die Mitarbeiterin Almas mit Down-Syndrom für jene empfindet und diese zulässt. Noch in die Beziehung zu ihrer Katze Neko lässt Allende ganz viel Liebe einfließen und natürlich zu ihrem japanischen Liebhaber.

Ich bin immer wieder begeistert wie die Autorin es schafft die Gefühlswelt und die Zerissenheit ihrer Protogonisten so wunderbar durch ihre Worte etstehen zu lassen ( was in der deutschen Übersetzung auch ein Lob für die Übersetzerin Svenja Becker einschließt).

Ein wunderbarer leiser Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Dabei ist mir aufgefallen, wo ist das Geisterhaus hinverschwunden??!!!



Samstag, 18. Februar 2017

Buchbesprechung:Anne Michaels - Wintergewölbe ( Berlin Verlag)

Buchbesprechung: Anne Michaels, Wintergewölbe
(Berlin Verlag)


Ich kannte die Autorin garnicht, hatte das Buch auf  einem Tisch mit Mängelexemplaren entdeckt.

Klappentext:
Jean durchstreift das verweiste Bett des begradigten St.Lorenz- Stroms und sammelte Pflanzen, letzte Zeugnisse einer Landschaft, die es so nicht mehr geben wird.
Avery ist Ingenieur und war maßgeblich an der Flussbegradigung beteiligt. Als beide sich begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick.
Dann erhält Avery den Auftrag, den gigantischen Abu-Simbel-Tempel zu versetzen. Jean begleitet ihn nach Ägypten. Sie wollen sich der ungeheurenAufgabe gemeinsam stellen, doch sie finden keine Sprache für ihr Unbehagen. Sie flüchten sich in die Beschwörung ihrer Nähe, ihrer Liebe. Nacht für Nacht erzählen sie einander die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Familien und kommen sich dabei abhanden, noch bevor sie selbst ein schwerer Verlust trifft, der alles verändert.

Meine Meinung: So wie Anne Michaels diese Liebesgeschichte erzählt habe ich selten eine gelesen. Sehr poetisch, mit schönen Wortbildern und schöner Sprache und leisen Zwischentönen.
Sie ist eine sensible Beobachterin der zwischenmenschlichen Beziehungen und auch Verstörungen.
Avery wird an den Nasser- Staudamm geschickt. Er soll die Götterstatuen des Abu-Simbel-Tempels vor dem Versinken retten, bevor er geflutet wird. Vorsichtig auseinander geschnitten sollen sie an höherer Stelle wieder zusammengesetzt werden. Eine nicht nur fachlich, sondern auch moralisch extrem heikle Aufgabe für den Ingenieur, denn mit dem Staudamm wird auch der Lebensraum einer ganzen Kultur, nämlich des nubischen Volkes zwangsweise zerstört. Beide spüren deutlich diesen Verlust. Das macht sie noch sensibler für ihre eigene Geschichte.Sie öffnen sich einander, erzählen sich gegenseitig ihr Leben, reden von Verlusten, Hoffnungen, Wünschen, Sehnsüchten. Der Autorin geht es dabei auch um die Grundsatzfrage, ob für den technischen Fortschritt die natürliche Umwelt geopfert werden darf.
Jean wir in dieser Zeit schwanger, doch sie verliert das Kind und fällt damit in eine tiefe Krise. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, denn es gelingt ihnen nicht über den schmerzlichen Verlust zu reden.
Zurück in Kanada trennen sie sich vorübergehend.

Im zweiten Teil des Buches lernt Jean einen anderen Mann kennen.
Einen Mann aus Polen, der den zweiten Weltkrieg zwar überlebt hat im Warschauer Ghetto, aber seine Mutter verloren hat und von seinem Stiefvater kurz nachdem sie sich endlich wieder gefunden haben verlassen wird. Auch hier wieder das langsame Annähern der beiden gebrochenen, einsamen Seelen sehr feinfühlig erzählt. Aber auch das Graurn dass der Junge in Warschau erlebt hat, das Hausen in Kellerlöchern, den Wiederaufbau, die brutalität der russischen Soldaten. Die Migration mit Freunden nach Kanada.Jean leidet unter der Trennung von Avery kann aber auch nicht auf ihn zugehen und umgekehrt. Lucjan ist ein zutiefst einsamer Mensch, trotz vieler Freunde.
Die einzige Verbindung zu Avery sind Telefonate in denen er aber nur von seinem Studium erzählt und die freundschaftliche,warme Beziehung zu seiner Mutter auf dem Land. Zu der Jean regelmäßig fährt um dort den Garten den sie aus den Samen der Pflanzen ihrer verstorbenen Mutter angelegt hat, zu hegen und zu pflegen. Sie braucht das Gefühl in der Erde zu arbeiten.

Im dritten Teil geschieht dann am 1.Todestag des todgeborenen Kindes  wieder eine Annäherung zwischen Avery und Jean.

Wintergewölbe ist der Roman einer großen Liebe, eigentlich über Liebe an sich.
Anne Michaels hat dafür eine bildmächtige, methaphernreiche Sprache gefunden, die einen staunen macht, weil sie mit jedem Wort, jedem Satz ganze Gefühlswelten erschließt.
Manche Sätze möchte man 2-3 mal lesen, einfach um sich die Worte und die Bilder einzuprägen.

Ein wunderbarer Roman.