Sonntag, 20. September 2015

Lange Unterbrechung - Neue Buchbesprechung

Das Leben ist manchmal so Vielfältig, dass man zu einigen Dingen nicht mehr kommt - Leider!
So war es auch mit diesem Blog hier.
Ich werde aber sowohl den Bericht über meine Namibia Reise wie auch einige andere Dinge nachholen - versprochen!!

Um den Anfang zu machen kommt erst einmal eine neue Buchbesprechung.

Dazu eine kleine Vorrede.
Wie vielen anderen Menschen ging und geht es auch mir immer wieder so, dass ich mich frage, was haben meine Eltern und deren Eltern damals bei den Nazis gemacht.
Als Jugendliche habe ich so gut wie nie Antworten bekommen, vom Vater ein klein bisschen, die Mutter hat alles abgeblockt! Meine Großeltern habe ich gar nicht oder fast nicht gekannt - dort konnte ich also auch nicht nachfragen! Durch Familienstreitigkeiten war der Kontakt zu den Geschwistern meiner Eltern jahrelang so gut wie kaum vorhanden.

Irgendwann waren dann die Ereignisse in meinem eigenen Leben wichtiger (Beruf, Mutterschaft etc.), aber in den letzten Jahren hat mich die Frage doch wieder viel beschäftigt - aber nun leben meine Eltern und bis auf 1 Ausnahme die Geschwister nicht mehr. So konnte ich einiges über die Familie meines Vaters erfahren aber bei meiner Mutter ist alles im Dunkeln und wird es wohl auch bleiben.
Aber natürlich fragt man sich dennoch warum waren die Eltern wie sie waren, warum haben sie sich so und so verhalten etc.! Warum bin ich wie ich bin usw.!

Diesen Sommer habe ich dann endlich das Buch von
Sabine Bode: Nachkriegskinder - Die 1050er Jahrgänge und ihre Soldatenväter
gelesen.

Auf dem Buchrücken steht ein Satz, der mich gleich angesprochen hat - obwohl ich nie mehr etwas über diese Zeit lesen wollte!
"Man muss anfangen, die Verrücktheiten seiner Eltern zu verstehen, die durchdrehen, wenn man seinen Teller nicht leer isst. Das Buch hilft dabei." Antonia Baum (FAS)

An anderer Stelle heißt es: in den Familien der Nachkriegskinder ging es engherzig zu!
Das kann ich so nicht empfinden. Bei uns ging es nicht engherzig zu - was glaube ich meinem Vater zu verdanken war. Für mich war auch nie der Vater das Problem sondern die Mutter, obwohl sie uns auch wunderbare Dinge vermittelt hat - wie z.B. schöne Familienfeiern, Spielenachmittage, stundenlanges Vorlesen, im Auto stundenlang zusammen singen oder später zusammen im Fernsehen Krimis schauen. Wir haben immer genug zu essen gehabt und mussten auf nichts verzichten!
Aber es gab eben auch eine andere Seite.

Ich habe vieles in dem Buch nachvollziehen können, viele Verhaltensweisen erkannte ich auch - aber immer eher auf die Mutter bezogen.
JA es hat auch weh getan dieses Buch zu lesen und ich habe oft geweint, aber ich kann es allen Menschen meiner Generation nur empfehlen, weil einem vieles klarer wird.
Für mich fehlen leider die Überlegungen was es mit den Frauen unserer Großeltern-/ Elterngeneration gemacht hat, die in diesem System groß geworden sind und vielleicht in höheren Positionen beim BDM waren oder ähnlichen Stellen. Was hat es mit den Frauen gemacht Brüder, Klassenkameraden, Freunde und Väter bei der SS, im Beamtenapparat oder im Krieg zu haben etc.!

Auszug: Aber, betont B., die komplette Sicht auf seinen Vater sei ihm wichtig. Der sei eben nicht nur Opfer gewesen. Er gehörte zu den Tätern. "Er kämpfte nicht für die Nazis, er kämpfte als Nazi."
B. ist davon überzeugt: diese Aussage trifft auf neunzig Prozent aller Väter zu.
Ich bin sicher dass es auch auf viele Mütter zutrifft, auch wenn sie nicht an der Front waren!

So hat das Buch einige Aspekte klarer gemacht, aber auch viele Fragen offen gelassen.

Ich werde sicher auch noch das Buch über die Kriegsenkel lesen!