Sonntag, 12. Oktober 2014

BuchblogParade September

Da ich es letzten Monat nicht geschafft habe eine Buchbesprechung hier reinzustellen (ich hatte so wahnsinnig viel zu arbeiten, dann noch Besuch usw. und das Buch war dafür einfach zu dick)
will ich heute dieses für den September noch nachschieben und das für Oktober folgt gleich im nächsten Post!

Siba Shakib: Eskander (Goldmann)

Persien im Jahr 1908. Das Dorf ohne Namen litt unter der Dürre. Die Bewohner starben und glaubten, ihnen sei eine Gottesstrafe auferlegt worden, weil der Bach, der das Dorf mit Wasser versorgte, versiegt war. Als Eskandar, das von den Arbab ( Besitzer von Dörfern,Ländereien und Menschen)Verbotene wagte und über den Berg kletterte, sah er, dass die nach Petroleum suchenden Ausländer sehr wohl Wasser hatten und der Landbesitzer den Bach nur umgeleitet hatte. Nach dem Tod seiner Mutter ging der Junge wiederum über diesen Berg. Dort lernte er den kanadischen Ingenieur Richard kennen, der Eskandar in seine Obhut nahm. So lernte er die Kultur und die Sprache der Ausländer kennen. Richard schickte den Jungen nach kurzer Zeit zur Familie seiner Geliebten, die ein Kind von ihm erwartete. Dort hatte er die Möglichkeit ein Minimum an Bildung in der örtlichen Koranschule zu erlangen. In der Schule wurde das Talent des Jungen, Geschichten zu erzählen, schnell erkannt und so wurde er als Motivationshilfe beim nationalistischen Sturm auf Teheran eingesetzt. Für kurze Zeit kehrte Eskandar danach ins Camp der Ausländer zurück. So war er als Richards Boy dabei als das erste Erdöl im Iran gefunden und die Anglo-Persische-Oil-Company gegründet wurde. Aber eines Tages verkaufte Richard den Jungen an den Khan.
Siba Shakib erzählt um den Protagonisten Eskandar die interessante Geschichte Persiens von 1908 bis ins Jahr 2002. Mit Eskandar lässt sie den Leser die verschiedenen Abschnitte persischer Geschichte durchleben, er ist mittendrin, immer am Puls der Zeit.

Die Autorin führt die Hauptperson als Geschichtenerzähler in den Roman ein, im Verlaufe der Handlung erlebte ich Eskandar allerdings fast ausschließlich als Geschichten“erleber“.
Die Sprache des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die arabischen Einflüsse waren deutlich spürbar, trotzdem wirkte der Roman nicht zu blumig.
Es ist der Autorin auch sehr gut gelungen, zu verdeutlichen, dass aus dem Kind Eskandar langsam ein Erwachsener wird. Spricht Eskandar zu Beginn des Romans in kindlich kurzen Sätzen, änderte sich dies mit der Zeit.
Das im Buch enthaltene Glossar erleichtert es dem Lesern die unbekannten arabischen Begriffe zu verstehen.
Die ersten Jahre werden sehr ausführlich beschrieben und je mehr sich die Autorin der Gegenwart nähert, desto schneller und kürzer werden die Berichte darüber, so, dass die letzten 20 Jahre auf weniger als einhundert Seiten abgehandelt werden, das finde ich etwas verwunderlich.
Die ersten einhundert Seiten des Buches habe ich mit sehr viel Freude gelesen, danach fühlte es sich etwas zäher an, was aber auch daran liegen kann, dass ich immer wieder lange Unterbrechungen hatte.

In diesem Buch lernt man viel über den Iran und die Lebensweise in diesem uns so fremden Land.
Das Buch ermöglicht einen Blick hinter die Schlagzeilen der westlichen Pressemeldungen, die unseren Blick auf Länder wie den Iran prägen. Ich hoffe, dass das Buch viele Leser findet, die dadurch ihren Schwarz-Weiß-Blick auf die Welt ein bischen ändern.

Ich kann es sehr empfehlen.


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